01.06.2016

125 Jahre Leibniz Butterkeks

Fünf Fragen an Werner M. Bahlsen, Inhaber und Vorsitzender des Management Boards der Bahlsen GmbH & Co. KG

Herr Bahlsen, Ihr Großvater Hermann Bahlsen hat die Idee für den Leibniz Butterkeks vor 125 Jahren aus England mitgebracht. Was war er für ein Typ, Ihr Großvater?

Werner M. Bahlsen: Er war ein Visionär mit ausgeprägtem Pioniergeist, neugierig, immer unterwegs und stets auf der Suche nach neuen Ideen und Inspirationen. Als ehrgeiziger Unternehmer wollte er nicht nur Kundenwünsche bedienen und neue Kreationen entwickeln, sondern allen immer einen Schritt voraus sein. "Geht nicht, gibt's nicht"  war seine Lebenseinstellung. Am wohlsten fühlte er sich, wenn er das Gefühl hatte, heute schon zu wissen, was seine Kunden morgen wünschen. 

Wie oft ist ihm das gelungen?

Bahlsen: Natürlich nicht immer. So manche seiner neuen Ideen nahmen die Kunden nicht an und sie verschwanden wieder in der Schublade. Viele aber setzten sich durch und wurden echte Klassiker, wie beispielsweise der Leibniz Keks. So etwas kann man nur erreichen, wenn man den Mut hat, Wege zu gehen, die bisher noch keiner gegangen ist. Und wenn man die nötige Energie besitzt, seine Pläne durchzusetzen und sich auch von Kritikern und Herausforderungen nicht einschüchtern zu lassen. Er war ein sehr entschlossener Typ, der Dinge einfach änderte, wenn sie ihm nicht passten oder er eine bessere Idee hatte. So formte er beispielsweise aus dem englischen Wort "Cakes" kurzerhand das deutsche Wort "Keks", das einige Zeit später auch der Duden akzeptierte und in sein Wörterbuch aufnahm.

War Hermann Bahlsen ein Trendsetter?

Bahlsen: So könnte man ihn bezeichnen. Dabei hat er vieles intuitiv richtig gemacht. Der Leibniz Keks war beispielsweise eines der ersten Markenprodukte im Lebensmittelbereich überhaupt. Er war und ist bis heute mit seinen 52 Zähnen unverwechselbar. Mein Großvater, Hermann Bahlsen, merkte aber schnell, dass neue Wege eingeschlagen werden mussten, um den Leibniz Keks im gesamten Kaiserreich bekannt zu machen. So  wurde der Keks bereits 1898 mit einer Leuchtreklame mitten auf dem Potsdamer Platz in Berlin beworben. Das gab es bis dato überhaupt erst einmal. Es folgten große Werbeplakate, die gemeinsam mit deutschen Künstlern entworfen wurden. Und als einer der ersten Markenartikel nutzte er ab den 70er Jahren auch Fernsehwerbung. Aus dem Spot "Was isst die Menschheit unterwegs ..." wurde schnell ein Klassiker. 

Wie kommt es, dass der Leibniz Keks nach 125 Jahren immer noch der Lieblingskeks der Deutschen ist?

Bahlsen: Weil jeder mit dem Leibniz Keks eine eigene Geschichte verbindet. Sämtliche Generationen sind mit unserem Butterkeks aufgewachsen, auf zahllosen Klassenfahrten gehörte er zur Verpflegung und bis heute sind Familien-Picknicks, Ausflüge oder der Schwimmbad-Besuch in den Sommerferien ohne ihn schwer vorstellbar. Der Leibniz Keks schmeckt nicht nur, er vermittelt ein Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit. Das gilt übrigens nicht nur für Deutschland. Tatsächlich kommen immer mehr Länder auf den Geschmack. Besonders gefragt ist unser Butterkeks derzeit zum Beispiel in China und im Mittleren Osten. 

Was unternehmen Sie, um dieses Kult-Produkt aktuell zu halten?

Bahlsen: Ganz wichtig ist das gleichbleibende Geschmackserlebnis. Wir backen den Keks seit 125 Jahren an 365 Tagen im Jahr und tun alles dafür, unseren Kunden immer die gleiche Qualität zu liefern. Sogar das Getreide kommt seit vielen Jahrzehnten aus der immer gleichen Mühle aus der Region. Das sind wir unseren Kunden schuldig. Sie wollen das gleiche Geschmackserlebnis wie in ihrer Kindheit und dieses wiederum auch an ihre Kinder weitergeben.